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Permakultur Design Beispiel eines 1,000 m3 Grundstücks in Hannover, Norddeutschland

Permakulturdesign ein Beispiel aus Hannover

Dieser Artikel zeigt an einem konkreten Beispiel auf, wie Vorstellungen und die Rahmenbedingungen eines Gartens in Design und Planung eines Grundstückes mit einfließen und zeigt die Ergebnisse eines Permakultur Wochenendes auf:

  • Der fünfstufigen Permakulturdesign-Ansatz

  • Vorstellung der Ergebnisse der Bedarfsanalyse

  • Vorstellung der Rahmenbedingungen

  • Zonierung des Grundstückes

  • Schritt für Schritt vom Design zur Realität

  • Budget

1.000 qm Grundstückdesign anhand der Permakultur-Prinzipien

Dieser Wochenendkurs „Permakulturdesign“ fand am 21. und 22. April in der Nähe von Springe statt. In einem Wechsel zwischen Theorie, aktiver Designerfahrung und angewandter Permakultur entstand am am Ende des Wochenendes ein fertiges Grundstückdesign. Das Ziel war es, den 8 Teilnehmer ein erstes Verständnis von Permakultur zu vermitteln und zu  motivieren Permakultur im eigenen Umfeld auszuprobieren.

Am 28.02.2020 um 14:00 Uhr direkt nach dem Linder Wochenmarkt geben wir eine kurze Einführung in die Permakultiur und Urban gardening in Hannover Linden.

Willst Du dabei sein? Alle Informationen gibt es hier!

Was ist Permakultur?

Permakultur ist ein Designsystem, das alle Bedürfnisse des Menschen erfüllt und sich dabei positiv auf die Natur auswirkt; mit dem Ziel nachhaltige Ökosysteme entstehen zu lassen.

Finales PermakulturDesign

Der erste und wesentliche Bestandteil des Permakulturdesign-Prozesses sollte immer ein erster Überblick über die verfügbaren Ressourcen und Bedürfnisse sein. Das Verstehen und Verinnerlichen dieser internen Faktoren ist der Beginn einer Gestaltung nach den Permakultur-Prinzipien. Welche Möglichkeiten, welche Ressourcen bringt das Land mit? Was ist bereits vorhanden? Wie viel Zeit, Kraft und Können sind bei den direkt involvierten Menschen und in ihrem sozialen Umfeld verfügbar? Was sind die Wünsche und Vorstellungen?

Neben diesen internen Faktoren gilt es zeitgleich auch die äußeren Einflüsse wie u.a. Landschaftsverhältnisse, Klima sowie die Bodenqualität und alle anderen relevanten Rahmenbedingungen zu verstehen und zu berücksichtigen. Um ein maßgeschneidertes Design für Land und Menschen zu erstellen, ist es sinnvoll sich an den fünfstufigen Permakulturdesign-Ansatz zu halten:

  1. Beobachtung: Verbringe Zeit auf und mit dem Land, verbinde dich mit dem Land und seinen Bewohnern. Versuche zu verstehen, was das Land braucht und bedarf. Wenn möglich, beobachte das Land über ein Jahr um alle Jahreszeiten abzudecken.

  2. Vision: Formuliere deine Träume und Wünsche und definiere darauf aufbauend das Hauptziel des Designs.

  3. Plan: „form follows function“: Designe das Land so, dass der Zweck und die Funktionen im Vordergrund stehen, nicht andersherum.

  4. Implementieren: Lege alle Pläne beiseite, geh raus in den Garten und lege los.

  5. Evaluieren: Beobachte die Reaktionen der Natur auf dein Design und passe dein Design so an, dass es im Einklang mit der Natur steht.

Der Schlüssel und Mehrwert des Permakulturdesigns liegt darin verschiedene Elemente in einer sich selbst unterstützenden Weise miteinander zu verbinden und Synergien zu schaffen. Die 12 Designprinzipien der Permakultur helfen dabei die Werte der Permakultur im Design einzubinden, wie bspw. Biodiversität, das Schaffen von Mikroklimata und die Nutzung der fließenden Übergänge zwischen den verschiedenen Bereichen. Permakulturdesign entsteht um die unveränderlichen Infrastrukturen herum, beginnt von den Zugängen zum Grundstück und lässt ein Design um die bestehenden Pfade entstehen. Permakultur startet bei den Mustern und Strukturen und findet den Weg zu den Details: bestehende Strukturen werden eingebunden und der menschliche Eingriff so weit wie möglich reduziert.

Bedürfnisse, Wünsche und Vorstellungen der Rahmen eines Permakulturdesigns

Die lange Phase der Beobachtung und das Verständnis des natürlichen Wachstums ist der Schlüssel, um menschliche Interventionen zu begrenzen und unterstützend einzusetzen.

In unserem Workshop auf dem Land von Freunden haben sich auf Basis des Kundeninterviews und der Bedarfsanalyse die Wünsche und Bedürfnisse ergeben, auf deren Basis wir die Schlüsselfunktionen und damit die wesentlichen Designvorgaben bestimmen konnten:

  1. Geselliges Beisammensein

  2. Lebensmittelproduktion (hoher Anteil an selbst produzierten Lebensmitteln von März bis Oktober)

  3. Hohe Vielfalt an Küchen- und Heilkräutern

  4. Bildungsaspekt

  5. Anerkennung der Dorfgemeinschaft

Unter Berücksichtigung dieser Schlüsselfunktionen ist beim Design außerdem ein barrierearmer Zugang für Menschen mit eingeschränkter Mobilität gewünscht.

Funktionen, Systeme und Elemente der Permakultur

Diese durch die Bedürfnisse, Wünsche und Werte der Kunden definierten Schlüsselfunktionen werden nun mit den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten des Landes, sowie der menschlichen Ressourcen abgeglichen und mit den vorhandenen Rahmenbedingungen zusammengeführt und gestaltet.

Äußere Einflüsse:

Klima: Eine Mischung aus kühler/temperierter Klimazone und ozeanischer Zone in der feuchte Westwinde vorherrschen. Regen fällt das ganze Jahr über. Die Winter sind relativ mild und die Sommer vergleichsweise kühl. Das Klima ist durch eine kurze Vegetationszeit und häufige Früh- und Spätfroste gekennzeichnet.

Jährliche Niederschläge: 800 bis 1000 mm

Bodenbeschaffenheit:

Der Bodenzustand ist im Allgemeinen sehr gut. Der Humusanteil der Erde könnte leicht erhöht und der Boden mit organischer Substanz angereichert werden. Die vorhandene Bodenqualität ist perfekt für die anfängliche Nutzung, aber bietet in der Zukunft Steigerungspotential durch Gründünger und andere Arten des Mulchens. Der Boden im nördlichen Teil um das Haus ist mit zu früherer Zeit mit Bauschutt bedeckt worden und weist im Vergleich zum Rest des Landes eine schlechtere Bodenbeschaffenheit auf. Hier wird es einige Zeit dauern bis sich die Struktur sich erholt hat, so dass Hochbeete hier eine gute Alternative für diese Bereiche darstellen könnten.

Steigung:

Das Land hat zwei Hänge, die miteinander interagieren und das Land länglich und schmal wirken lassen. Bislang ist es durch die Steigung nicht möglich Schubkarren im oberen Teil zu nutzen.

Wasserzugang:

Neben den regelmäßigen Niederschlägen auf dem Land hat das Grundstück ein zusätzliches Regenwassernutzungspotenzial durch die angrenzende unbebaute Pferdeweide, die Regenwasser aufnimmt und durch das Gefälle zusätzliches Wasser im Boden speichert. Darüber hinaus stehen 200m2 Dachfläche für das Sammeln von Regenwasser zur Verfügung.

Wind:

Die Winde kommen hauptsächlich aus Südwest. Der Hausgiebel ist die erste Windsperre auf dem Gelände. Bisher gibt es keinen zusätzlichen Windschutz durch Pflanzen oder Bäume.

Vorhandene Infrastruktur:

Das Gebäude wird gerade renoviert und wird genügend Platz für bis zu 10 Personen bieten. Der alte Kuhstall wird teilweise als Werkzeugschuppen genutzt, der sich sowohl von der unteren als auch von der obersten Ebene des Gartens betreten lässt.

Pflanzen:

Bislang gibt es kaum Obstbäume auf dem Grundstück, sondern nur ein paar Obstbüsche auf dem nahegelegenen Grundstück. Diese ließen sich aber leicht mit Stecklingen vermehren.

Zoneneinteilung:

Zone 0: Wohnhaus und Geräteschuppen; Unterkunft für bis zu 10 Personen und Verarbeitung von Erntegut. Das Gebäude wird derzeit renoviert. Die Zone 0 stellt den Hauptlebensraum da und ist der wichtigste Ort um sich zu Hause zu fühlen. Daher wird der Großteil der Energie und Zeit zunächst in diesen Bereich fließen.

Zone 1: Küchengarten, soziale Orte, z.B. Lagerfeuer, Essbereich und Gemüseverarbeitung. Einjährige Pflanzen, Heil- und Küchenkräuter, Blickfänge und Farbenvielfalt. Kompost für Küchenabfälle. Öffentlich zugänglicher Naschgarten.

Zone 2: Streuobstwiese mit Übergang zu einem kleinen Waldgarten. Mehrjährige Pflanzen und Pflanzenvielfalt, die eine Waldökologie nachahmt. Außerdem Kompostierungsanlagen.

Zone 3: ist nicht auf dem Land vorhanden. Durch die angrenzende Pferdeweide gibt es aber die Möglichkeit diese als Zone 3 im Gesamtdesign zu berücksichtigen . Aufgrund der Hanglage wird die Pferdewiese dem Grundstück als Regenwasserspeicher zugute kommen. Eventuell könnte auch zusätzlicher Gründünger von dort bezogen werden.

Zone 4: ist ebenfalls nicht auf dem Land vorhanden. Auch hier steht ein angrenzender Teil des Grundstücks bereit, der sich bereits natürlicherweise in eine Zone 4 verwandelt. In der Zone 4 geht es darum, die Natur in einem eher experimentellen Ansatz zu fördern und mit ihr zu interagieren. Bärlauch und andere wildwachsende Kräuter, Beeren und Gemüsesorten, sowie Bäume für Holz könnten sich dort ansiedeln. In den kommenden Jahren könnten weitere wilde Lebensformen wie Walderdbeeren und Pilze hinzukommen.

Zone 5: ist nicht auf dem Land vorhanden. 2 angrenzende und nicht genutzte Teile um das Land herum erfüllen allerdings den Zweck der Zone 5. Dort nimmt die Natur ihren Lauf. Diese Zone ist Teil des Fair-Share-Ansatzes und zieht Wildtiere an, fördert die Arten- und Pflanzenvielfalt und unterstützt die entworfenen Teile des Landes. Zone 5 ist ein komplett wildes Ökosystem und somit ein großartiger Ort zum Beobachten und Lernen von der Natur.

Umsetzung und erste Schritte:

Das gesamte Design soll in den nächsten Jahren umgesetzt werden, doch wird der Fokus in den nächsten Jahren zunächst auf dem Haus liegen. Um sich entspannen und die Natur genießen zu können und auch um die erste Ernte einzufahren, gibt es jedoch einige Elemente die leicht umzusetzen sind.

  1. Obstbäume benötigen normalerweise einige Zeit, bevor Früchte zu ernten sind. Daher ist es hilfreich sich zunächst auf das Pflanzen von Obstbäumen und Beerensträucher in den verschiedenen Zonen zu konzentrieren.

  2. Der Garten als Raum der Entspannung kann beim Umbau eines Hauses ein willkommene Abwechslung und Energielieferant sein. Die Anpflanzung einiger Stauden, Wildblumen und essbaren Bodenbedeckungen wie Spinat und Kapuzinerkresse ist eine schnelle Möglichkeit Vielfalt und Farbe in den Garten zu bringen. Durch die Verlagerung des Komposts aus der Hauptblickrichtung und das Anlegen eines Sichtschutzes aus Beerensträuchern wie z.B. Blaubeeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren, Himbeeren und Erdbeeren, lässt sich dieser Teil des Gartens schnell in eine schöne und essbare Oase verwandeln.

  3. Eine kleine Anzahl von Gartenbeeten neben dem Kücheneingang sowie am Haupteingang können schon während der Renovierung erste Pflanzerfahrung und Entspannung liefern.

Alle Elemente können dann über die Jahre das Design komplettieren und so einen in sich geschlossenen Kreislauf erzeugen.

Budget:

Neben den Obstbäumen und einigen Büschen ist dieses Design sehr preiswert. Durch Saatgutbörsen und die Nutzung der vorhandenen Pflanzenvielfalt innerhalb der Familien- oder Nachbargärten können die Ausgaben außerdem auf ein Minimum reduziert werden.


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