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flowful meets… die Utopianale - Dokumentarfilmfestival in Hannover

Die Utopianale ist ein jährliches Dokumentarfilmfestival in Hannover mit dem wunderbaren Slogan „Weil es ein Morgen gibt”. flowful meets… Felix Kostrzewa vom Wissenschaftsladen Hannover e.V., der seit 2013 das Filmfestival Utopianale in Hannover-Linden organisiert. Wir sprechen mit ihm über die Entwicklung der Utopianale in den vergangenen sechs Jahren, wie alles begann, über die Theory of Change der Utopianale und über aktuelle Herausforderungen.

Das Portrait als Podcast gibt es hier:

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flowful meets… ist vor allem eine Plattform für all die wunderbaren Menschen, Projekte, Organisationen oder Unternehmen, die auf irgendeine Weise dazu beitragen, dass die Welt ein kleines bisschen besser wird. Wir reden darüber wie leicht es ist Teil des Wandels zu sein, aber eben auch darüber welche Schwierigkeiten es zu überwinden gilt, welche Fehler gemacht wurden und wie wichtig es ist trotzdem weiterzumachen. 

flowful und die Utopianale

Heute treffen wir Felix vom Wissenschaftsladen Hannover e.V., der seit 2013 das Dokumentarfilmfestival Utopianale in Hannover-Linden organisiert. Diejenigen die mich und Lars kennen, wissen nun auch warum uns die Utopianale und auch der Wissenschaftsladen so am Herzen liegen: Als ehemalige Lindener, und im Herzen bleibt man wohl immer einer, ist die Utopianale ein Projekt aus unserem Stadtteil was irgendwie unsere „zwei Welten“ repräsentiert. Denn zum einen beschäftigt sich das Filmfestival mit dem wunderbaren Slogan „Weil es ein Morgen gibt“ damit, wie man ein nachhaltigeres Leben führen kann und stellt Ideen und Lösungsmöglichkeiten vor. Und zum anderen ist das Festival stadt- und stadtteilbezogen. Naja, und außerdem sind unsere wunderbaren Freunde Uta und Gunnar im Orgateam.

Die Anfänge der Utopianale

Felix, ehemals noch Transition Towner, wurde damals von Filmverleihern angesprochen die interessante Dokumentarfilme in Hannover zeigen wollten und Multiplikatoren suchten. Felix fand die Filme toll und spannend, lud Leute zu Vorführungen ein und fand ganz einfach, dass noch mehr Leute diese Filme sehen sollten. So kam ihm die Idee zum Festival: mehrere Filme an einem Tag sollten doch attraktiver sein für die Menschen zu kommen. Auch aus anderen Stadtteilen. Und so entstand ganz pragmatisch die Utopianale, mit Filmvorführungen, Workshops, einem Markt der Möglichkeiten und mehr.

Mittlerweile ist die Utopianale ein Team aus ehrenamtlichen Mitarbeitern, die dieses Jahr bereits die 6. Utopianale organisieren. „Wie wollen wir wohnen? & Wie gelingt Demokratie (im Stadtteil)?“ ist das diesjährige Thema und ihr solltet euch den 10.&11. November definitiv vormerken!

Workshops und Austausch bilden den Rahmen für die Filme auf der Utopianale. Foto: Lea König

Lebhafte Gespräche rücken das gemeinsam Erlebte in ein neues Licht. Foto: Lea König

Felix: Wir haben vor mittlerweile sechs Jahren angefangen, da war die erste Utopianale, die war einen Tag. Das war ein toller Tag, es waren schon spannende Leute da aber noch nicht so viele Menschen. Jetzt sind wir da angekommen, dass wir zwei volle Tage machen und einen sogenannten Schulprojekttag vorweg machen, wo wir zum zweiten Mal im kommenden Herbst Schulen einladen mit uns über das Thema Nachhaltigkeit nachzudenken, Schüler mitzubringen und für diese Schülerinnen und Schüler werden Workshops gestaltet. Insofern sind wir im Moment bei drei Tagen angekommen, wenn man so will. Und wir machen über das Jahr hinweg immer mal wieder sogenannte Einzelfilmabende, wo es einfach darum geht irgendwie irgendeine Dokumentation hat uns gefallen, passt aber jetzt nicht in den Ablauf des Jahres mit der Utopianale oder passt irgendwie gerade aus anderen Gründen nicht, aber wäre ein toller Gesprächspartner hinterher. Und dann machen wir halt zwischendurch auch noch kleinere Events.

Wir haben uns entschieden, dass die wichtigste Sache ist, dass wir wieder mehr zu den Workshops und Gesprächen richtig zurückkommen.

Das Konzept der Utopianale

Eines eint alle bisherigen Utopianalen: sie fragt und regt zum Nachdenken an. Wie wollen wir leben, lernen? Wie wollen wir uns bewegen, uns ernähren? Aber was die Utopianale besonders macht ist, dass sie vor allem Antworten gibt und Ideen vorstellt, die Neugier wecken und Hoffnung machen.

Felix: Die Utopianale ist ein Dokumentarfilmfestival, wie wir sagen ein konstruktives Dokumentarfilmfestival. Also wir zeigen Filme, die bereits etwas zeigen, was schon irgendwo nachhaltig funktioniert, also eine konstruktive Perspektive hat und nicht nur sagt, dass und das ist schwierig, das und das ist problematisch und ich sag immer so, und der Sand wird uns auch ausgehen und die seltenen Erden und was weiß ich. Im Nachhaltigkeitsbereich gibt es genügend Probleme die man dokumentieren kann. Wir zeigen Filme, die konstruktiv sagen, da und da haben wir etwas gesehen, da sind Menschen am Werk, die machen was Cooles. Und rundherum gibt es ganz viele Pausen, das ist uns ganz wichtig, dass die Leute die Chance haben miteinander über das zu Reden was sie gesehen haben. Es gibt rund herum Workshop-Phasen wo Menschen einladen können, kommt mal zu mir, ich zeig Euch was, ich mach mit Euch was zu dem Thema Nachhaltigkeit. 

Der Markt der Möglichkeiten verbindet globale Lösungen und lokalen Initiativen

Felix: Und als letztes gibt es einen Markt der Möglichkeiten, denn das Tolle ist, diese Filme können aus der ganzen Welt kommen, und kommen manchmal auch mit ihren Beispielen aus der ganzen Welt. Oder es gibt jetzt auch tolle Filme, die durch die Welt reisen und dann sagen, dass könntet ihr auch haben. Und dann haben wir als Format einen Markt der Möglichkeiten, von lokalen Initiativen, die dir Chance bieten wenn Du hier aktiv werden willst, dann sind hier auch Leute, die du ansprechen kannst. Es ist wie eine kleine Messe, mit 15 bis 20 Initiativen, teilweise an das Leitthema des Jahres angebunden, teilweise aber auch einfach grundsätzlich. Foodsharing oder ähnliches... Wo kann man mitmachen, wenn man hier lokal mal aktiv werden will.

Der Markt der Möglichkeiten bietet Raum lokale Initiativen kennen zu lernen und sich mit gleichgesinnten zu vernetzen. Foto: Lea König

Die Pausen der Utopianale laden zum Selbststudium und zum vertiefen von Erlebtem ein. Foto: Lea König

Gemeinsam Geschichte schreiben: Joanna Macys Großer Wandel

Und das ist doch auch am Ende genau das worum es geht! Ums Mut machen und ums Aufzeigen, dass man nicht alleine ist und das man zum Wandel beitragen kann! In der Tiefenökologie spricht Joanna Macy von Perspektiven die man in Hinblick auf das Leben und unsere gegenwärtige Situation einnimmt: die 1. ist ganz einfach nichts in Frage zu stellen, und weiterzumachen wie bisher, die 2. geht vom fortschreitenden Zerfallsprozess der Erde aus und schafft vor allem Katastrophenszenarien. Wie Felix sagt, dass unsere Ressourcen erschöpft sind und uns nun auch noch der Sand und die seltenen Erden ausgehen.

Und der 3. für die Utopianale und auch flowful entscheidende Punkt ist der von Joanna Macy genannte Große Wandel. Und diese Perspektive, oder Geschichte wird von den vielen Gruppen und Initiativen erzählt, die sich in den unterschiedlichsten Bereichen für eine neue sozial gerechte und ökologisch nachhaltige Kultur einsetzen. Und genau das macht Mut und zeigt, dass viele kleine Veränderungen zusammenwirken und den großen Wandel einleiten können. Das man nicht alleine ist, sondern eine gemeinsame Geschichte schreiben kann.

Die Utopianale baut Brücken

Felix: Ich glaube es gibt schon ganz viel Wissen, es gibt auch ganz viel was wir über diese Dokumentationen wahrnehmen können, unheimlich viel kursiert im Internet, hier und dort gibt es das und das. Aber es fällt dem Einzelnen schwer, vom gerade im Internet konsumierten, die Brücke dahin zuschlagen, ob er das hier auch machen könnte. Eines der wesentlichen Formate, oder Teil des Formates ist, das wir in Workshops und das wir in den Pausen die Chance ermöglichen, „Schau mal ob hier vielleicht Leute sind, mit denen du vielleicht was machen könntest. Und wenn Du keine eigene Idee hast, dann gehst Du zum Markt der Möglichkeiten und guckst ob da Leute sind mit denen Du was machen willst.“ Und diese Brücke zu schlagen zwischen es ist ganz viel möglich und wir haben auch schon ganz viel Kenntnisse von Insellösungen, zu dem ich mache selber was, aber nichts was ich mache sollte alleine gemacht werden. Das ermöglicht die Utopianale. 

Die Vision der Utopianale: Gemeinschaft trotz Stadt

Felix hat den Traum diese Form von Gemeinschaft, von Zusammenhalt und Mut in die Stadt zu bringen.

Felix: Ich nenne es immer Gemeinschaft trotz Stadt. Ich möchte unheimlich gerne in der Stadt leben, ich lebe auch gerne in der Stadt, aber ich nehme zunehmend ganz viele Schwierigkeiten wahr, dass ich ein Gemeinschaftserlebnis und ein Gemeinschaftsgefühl hier habe. Zu meiner Zeit war das noch der Fernseher, der uns einzeln gebunden hat, heute erstreckt es sich auf den ganzen öffentlichen Raum.

Wir alle sind smart stets vernetzt mit allen Informationen der Welt hätte ich fast gesagt, was aber dazu führt, dass wir aktuell immer auf Einzelinformationen gucken und es ein großer Zufall sein dürfte, wenn wir beide jetzt gerade dieselben Informationen geteilt haben. Außer wir haben es einem Konzern überlassen, dass er sie für uns vorfiltert, dann werden wir zusammen gesteckt.

Ich wünsche mir wieder ein bisschen mehr Miteinander und unter anderem, dass wir wieder mehr gemeinsam erleben. Einen Film zu gucken, eine Dokumentation, einen Mutmachfilm zu schauen ist ein Erlebnis und dieses Erlebnis dann wieder miteinander reflektieren zu können damit wir daraus unsere eigene Schlüsse ziehen. Mein Traum ist Gemeinschaft trotz Stadt und trotz allem was heute möglich ist.

Die Vision der Utopianale ist es, dass die Utopianale unabhängig von mir wird und dass die Nachbarn selber sagen, wir veranstalten die Utopianale. und nicht Felix veranstalltet die Utopianale. Dass die Menschen in ihren Stadtteilen sagen, wir machen mindestens einmal pro Jahr, eigentlich öfter, gönnen wir uns und wollen wir Räume organisieren in denen wir drauf schauen, was ist alles möglich, was ist sinnvoll, was müssen wir gemeinsam diskutieren und besprechen, was ist bei uns anschlussfähig, können wir erkennen.

Vegane oder vegetarische Verpflegung während der Utopianale bleibt ein Thema. Foto: Lea König

Nach dem Film “Freistunde” gab es ein spannendes Filmgespräch. Foto: Lea König

Alternatives Projektmanagement erleben

Auch intern öffnet Felix Räume. Das Utopianale-Team ist stets offen für Interessierte die mitmachen wollen und zeigt, dass Projektmanagement auch anders gehen kann, z.B. mit Dragon Dreaming. Die Philosophie von Dragon Dreaming ist inspiriert von der indigenen Weisheit der Aborigines aus Westaustralien und baut auf drei gleich wichtige Anliegen auf: Das Schützen und Bereichern unseres Planeten, die Förderung von Gemeinschaft und die persönliche Weiterentwicklung. Das Dragon Dreaming kann sowohl für kleine als auch für große Projekte genutzt werden, aber auch individuell genutzt werden. Wenn ihr mehr wissen wollt, schaut einfach mal bei dragondreaming.org rein.

Felix: Wir sind immer offen, es ist ein Teil dessen was ich persönlich damit auch anstrebe und dann auch tue. Das Team und wie wir im Team miteinander arbeiten ist ein ganz wesentlicher Teil dessen, was die Utopianale sein will und tun will. Denn ich glaube, dass wir, oder ich hoffe, dass sollte man dann vielleicht die anderen Fragen, ich glaube, dass wir in der Art und Weise, wie wir als Team funktionieren einerseits sehr viel Kompetenzen aufbauen im Team. Die Menschen, die bei der Utopianale mitgemacht haben könnten auch eigene, andere Projekte aufziehen. Sie lernen ganz viel über das Projektmanagement. Ich versuche, dass ist dann meine Erbe aus der Gemeinschaftsforschungszeit. Ich versuche im Miteinander ein zielorientiertes aber trotzdem alternatives Projektmanagement erlebbar zu machen. Unter anderem deshalb bin ich immer sehr dafür, dass Leute da rein schnuppern und mal Reinhören. Was wir machen und wie wir das machen.

Die Utopianale und ihr Stadtteil Hannover-Linden

Aber auch im Stadtteil hinterlässt die Utopianale Spuren, auch wenn Felix das bescheidener ausdrückt.

Felix: Einerseits befragen wir die Leute nicht was habt ihr jetzt wegen der Utopianale gemacht oder was nehmt ihr euch deswegen vor. und das könnte man Aus zweitem Grund ist es schwer. Ich hab ja gesagt ich bin seit 7/8 Jahren wieder aktiv und ich kann das jetzt ganz schlecht sagen was ich jetzt erst wahrnehme, weil ich vorher nicht aktiv war oder was vielleicht in der Zeit entstanden ist. 

Ich persönlich nehme in unserem Stadtteil eine breitere Aufstellung wahr. Es sind verschiedene Leute die sich mit diesem Themen beschäftigen. Ob das an der Utopianale liegt weiß ich nicht. Ich nehme im Stadtteil wahr, dass bestimmte Verhaltensweisen..., Ich könnte jetzt zum Beispiel das Beispiel bringen, dass ich sage vor 6 Jahren war der Wissenschaftsladen wo ich arbeite die Einzigen weit und breit mit einem Lastenfahrrad. Und wenn man jetzt durch Linden geht, dann sieht man ein Lastenfahrrad neben dem anderen. , gefühlt. Woran das liegt oder an wem das liegt oder ob es an der vierten Utopianale liegt die sich mit Mobilität beschäftigt hat, was weiß ich denn.

Ich hoffe, dass die Utopianale für die Menschen eine Form von Leuchtturm ist. Das Menschen von draußen vielleicht auch mal sehen, man könnte das auch so und so machen.

Pionierprojekt... Wenn ich da jetzt an meine Kleinkenntnisse in Permakultur denke, ja, einer der sich zuerst irgendwo anpflanzt. Ich hoffe, dass es nicht irgendwann als Unkraut weggejätet.

Verschiedene Netzwerkpartner stärken die Utopianale

Dieser Vergleich zu den Pionierpflanzen gefällt mir natürlich außerordentlich gut. Das lässt mich direkt an ein für mich wahnsinnig wichtiges Permakulturprinzip denken: Integriere Selbstregulation und lerne aus den Ergebnissen.

Und innerhalb von sechs Jahren wächst man selbst und so ein Projekt ja schon ordentlich und muss sich immer wieder neu erfinden um erfolgreich weiterzumachen. Was Felix vor allem gelernt hat, ist stärker aus einem Netzwerk heraus zu handeln. 

Felix: Die Utopianale ist, wie vielleicht schon 1,2 Mal durchgeschienen hat, schon ein Baby das bei mir entstanden ist und was ich in die Welt gesetzt habe und wo Leute dann mitmachen. Das ist schön und schmeichelt auch meinem Ego, ist hübsch und jetzt sitz ich hier und mach ein Interview, aber besser ist das ganze Projekt noch, wenn es breiter aufgestellt ist und wenn verschiedene Netzwerkpartner es zu Ihrem Kinde machen.

Der Einzelne ist total wichtig in Gemeinschaft. Aber sich früh anzudocken an die systemischen Kräfte rund um einen herum, dass ist glaube ich die Kunst die einem auch ganz viele Türen öffnet, ohne dass man sie eintreten oder mit dem Kopf dagegen schlagen muss.

Der partizipative Umgang mit Film und Publikum ist der wahre Wert der Utopianale. Foto: Lea König

Die Kraft der Gemeinschaft

Wenn ich jetzt zum Beispiel denke, wenn ich damals schon so einen klaren Partner von den Räumlichkeiten gehabt hätte, wie wir ihn jetzt seit zwei, mittlerweile drei Jahren mit dem Freizeitheim Linden haben. Das ist ein Partner, der das Projekt als solches unterstützt und was ganz anderes ist als diese Grassroots-Idee und Bewegung Transition Town. Das ist ein städtisch betriebenes Kulturzentrum, toll, durchfinanziert, haben ganz viele Räume. Dementsprechend muss man dann auch damit umgehen können, dass die anders organisiert sind, andere Planungsrythmen haben. Aber, wenn man sie dabei hat, dann hat man Finger in nochmal ganz andere Netzwerke. Netzwerkarbeit hab ich mittlerweile gelernt ist das A und O. Ich könnte einen Schulprojekttag nicht machen, wenn nicht ein Netzwerkpartner der Utopianale sagen würde, wir organisieren diesen Tag und Du musst nur mitdenken und mitmachen. Aber Du musst es nicht verantworten, das tun wir.

Film als Chance zum Dialog

Das Publikum der Utopianale ist gemischt. Menschen aus Aktivistenkreisen, die schon länger dabei sind, aber hauptsächlich sind es Leute, die vorbeikommen weil sie sich für das Thema interessieren oder von einzelnen Filmen gehört haben.

 Meist zwischen 30-40. Das Team um die Utopianale würde sich aber wünschen auch die jüngere Generation zu erreichen; weshalb sie eben nun auch die Schulprojekttage anbieten. Denn für Felix ist Film auch immer eine Chance zum Dialog.

Das Publikum der Utopianale ist gemischt und verbindet Generationen. Foto: Lea König

Die offene Gesprächskultur der Utopianale hilft gleichgesinnte Menschen zu treffen. Foto: Lea König

Felix: Film funktioniert als eine Chance, dass wir endlich mal alle dasselbe gesehen haben. Wenn wir nämlich so ein breites Publikum versuchen zu erreichen, wenn so ein 15-jähriger der jetzt irgendwie gehört hat, das kann irgendwie nicht funktionieren, und auch wenn er seinen Politiklehrer ein bisschen doof findet aber da war der doch glaubwürdig, der trifft dann auf jemanden der seit 55 Jahren Vereinsarbeit macht, jetzt mal überzogen gesagt. Diese beiden Leute haben ganz unterschiedliche Erfahrungshorizonte und haben deshalb Schwierigkeiten in einen Dialog zu kommen. Wenn sie aber einen Film gemeinsam gesehen haben, eine Dokumentation gemeinsam gesehen haben und sagen können, das und das fand ich daran ganz spannend, dann kann sich der andere genau daran auch erinnern. und kann sagen was habe ich den dort gesehen in dieser Szene, was fand ich ganz besonders interessant oder was fand ich ganz besonders doof. Dementsprechend, ist es ein Dialoggegenstand, der allen dann frei ist. und ich mag das total, also Das war auch einer der Grundgedanken oder deshalb rede ich gerne mit Menschen über Filme, weil es dann eben nicht mehr so wichtig ist, wo kommen wir her, sondern das was wir jetzt gemeinsam rezipiert haben. Das kommt vor, das ist da. Und dann kann nämlich auch die Meinung des 15-jährigen neben der Meinung des 70-jährigen stehen und der 45-jährige kann sich auch beide anhören und kann seinen eigenen Senf dazugeben, aber wir haben eine gemeinsame Basis über die wir sprechen.

Fortführende Strukturen sind wichtig

Mittlerweile ist die Utopianale ein etabliertes und gut besuchtes Filmfestival in Hannover. Gerade auch wegen der vielen Dialogmöglichkeiten, die die Utopianale schafft. Doch um auch den Einfluss zu verstärken, möchte Felix das Festival enger mit Gemeinschaft verknüpfen.

Felix: Der Impact kann und sollte dadurch erhöht werden, indem wir ganz stark auch darum gehen, dass wir fortführende Strukturen schaffen. Wir überlegen jetzt gerade vom Verein aus, ob wir eine Form von Stammtisch initiieren der sich monatlich trifft. Niedrigschwellig, dass die Leute dran bleiben können. Das man auch über das Jahr hinweg eine Form von Community erlebt, in der man konkret darüber sprechen kann was gerade ansteht. In der man vielleicht auch mal konkret fragen kann: Ich würde ja das und das gerne machen, gibt es jemanden der mitmacht? Also im Prinzip die Essenspause der Utopianale über das Jahr immer mal wieder stattfinden zu lassen. Ich könnte mir vorstellen, dass das ein Schritt wäre der den Impact für die Menschen erhöht, weil er schlicht und ergreifend auch den Zusammenhalt der Community über das Jahr stärken kann.

Einer der Hoffnungen ist immer, dass die Leute die eigentlich nur eine Dokumentation gucken wollten dann zu diesen Vereinen kommen und sagen ich mach hier bei Euch mit.

Die Utopianale ist ein partizipatives Filmfestival

Mitmachen ist für Felix und die Utopianale wichtig. Deshalb wird das Publikum auch schon mal in die Planung miteinbezogen.

Felix: Wir haben bei der letzten Utopianale ein experimentelles Format angeboten, wo wir einen Film mit Erlaubnis der Produzenten zerlegt haben, weil er uns zu lang erschien. Wir haben in verschiedenen Räumen Teile des Films gezeigt und wir haben das Publikum aufgefordert sich zu entscheiden. Welcher Teil ist denn für sie von Bedeutung? Welches Kapitel? Das war so ein Herzensanliegen von mir, weil ich manchmal das Gefühl habe das wir uns dann auch überfressen an Informationen. Und toll war, dass es so schlimm war dass die Leute sich beschwert haben, dass sie gekommen seien um den ganzen Film zu sehen. Na klar, hätte man vorher auch drauf kommen können. Dann haben wir gemeinsam mit 60 wild zusammengewürfelten Leuten entschieden, am Sonntagmorgen, wie gehen wir jetzt damit um, dass hier verschiedene Interessen im Raum sind. Ich glaube wir haben geschafft, dass die Leute gesagt haben, wir haben jetzt gemeinsam entschieden wie wir damit umgehen. Das war ein tolles Erlebnis, weil das war Demokratie und Gemeinschaft in Aktion. Ich bin auch stolz darauf, dass wir das ohne Streitigkeiten hinbekommen haben und ich hoffe, dass der ein oder andere dann danach auch noch einmal daran denkt. So können wir auch darüber reden, wenn A nicht dasselbe will wie B.  

Wir sind mehr: Die Utopianale als motivierendes Ereignis

Felix: Einer der Effekte der Utopianale oder der angestrebten Effekte ist auch, vor allem an diesem Wochenende das Gefühl zu haben, nein wir sind schon ganz schön viele und es gibt schon ganz schön viele spannende Lösungen und Ideen. Viele Lösungen treffen auf viele Leute und wenn wir dann noch im respektvollen Miteinander sehen, wir können nicht alles gleichzeitig machen, dann haben wir tolle Chancen etwas zusammen auf die Beine zu stellen und zwar etwas ganz Praktisches.

Gemeinsam Kochen und Reden auch das ist Teil der Utopianale. Foto: Lea König

Fermentationsworkshop während der Utopianale. Foto: Lea König

Die Theory of Change der Utopianale

Ihr kennt das. In der Stadt ist man trotz der ganzen Informations- und Veranstaltungsflut am Ende des Tages doch irgendwie isoliert von dem was vor der eigenen Haustür eigentlich los ist. Kein Wunder also, dass man sich zwar für eine digitale Unterschrift einer Online-Petition hinreißen lässt, aber es irgendwie einfach nicht hinkriegt mal bei Stadtteilentscheidungen mitzumischen.

Und da greift die Vision der Utopianale ein. Gemeinschaft trotz Stadt. Oder vielleicht sogar gerade wegen Stadt. Die Utopianale will ein verbundenes Miteinander schaffen, das einen Wandel zur Nachhaltigkeit als urbane Gemeinschaft selbstbestimmt und selbst getrieben voranbringt.

Um das erreichen zu können, schafft die Utopianale Räume, in denen Leute aufeinandertreffen und feststellen, dass sie eben nicht alleine sind. Räume, in denen sie sich vernetzen können und lokale Initiativen zur Nachhaltigkeit starten oder bestehende Formate unterstützen.

Die nächste Utopianale findest am 10. & 11. November in Hannover statt

Die Utopianale ist so viel mehr als in Gemeinschaft Dokumentationen zu nachhaltigen Themen zu schauen. Es wird diskutiert und Möglichkeiten zum Austausch geschaffen. Es werden globale Lösungen gezeigt- aber vor allem lokale Alternativen vorgestellt, die zum Mitmachen einladen und Mut machen.

Die Utopianale findet am 10. & 11. November wie immer im Freizeitheim Linden statt. Das Programm und alle anderen wichtigen Infos findet ihr unter www.utopianale.de. Dort findet ihr auch den Kontakt zu Felix und seinem Team, falls ihr mitmachen, aktiv werden, oder vielleicht ja sogar finanziell unterstützen wollt.

Lieben Dank Felix für deine Zeit, deine Offenheit und danke auch an das ganze Utopianale-Team für eure Mut machenden Worte und Taten. Wir wünschen euch viel Erfolg für die Utopianale und wir sind jetzt schon gespannt auf das Thema für nächstes Jahr! Eins ist auf jeden Fall klar, es wird wieder viele Denkanstöße geben, aber vor allem auch Begegnungen und Momente, die Mut machen.

Die Utopianale im Internet:

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